Was ist ein Rückfall?

 

Was ist ein Rückfall

Der Rückfall gehört zum Krankheitsbild des Alkoholikers. Er ist aber nicht Pflicht für jeden Abstinenten. Und wer sich bei einem Rückfall hinter dem Krankheitsbild versteckt, geht mit seiner Krankheit völlig falsch um. Als rückfällig bezeichnet man denjenigen, der trotz Vorsatzes zur Abstinenz wieder zum Alkohol greift. Die meisten Rückfälle ereignen sich innerhalb des ersten Jahres der Abstinenz und davon wieder der größte Teil bereits im ersten Vierteljahr.

Die häufigsten Anlässe für Rückfälle sind nicht Überredung, Streit oder Zweifel an der Schwäche gegenüber dem Suchtmittel, sondern unangenehme Gefühle: Ärger, Einsamkeit, Niedergeschlagenheit, Angst, Gereiztheit, Gekränkt sein, unerklärliche Stimmungsschwankungen, Gefühle der Sinnlosigkeit und Leere, Anspannung und Nervosität. Und sie geschehen auch zum größten Teil nicht an den Orten, an denen jemand mit Alkohol konfrontiert wird, z. B. auf Festen oder in Lokalen, sondern später zu Hause!

Rückfälle haben nicht nur sehr unterschiedliche Auslöser, sondern auch ganz verschiedene Verläufe: Aus irgendeinem der obigen Gründe nimmt jemand einen Schluck Alkohol zu sich. Die verstandesmäßige Begründung lautet oft, man wolle nur einmal ausprobieren, ob es nicht doch noch schmecke und bei dem einen Glas bleiben könne. Aber im Anschluss an den ersten Schluck wird gleich wieder übermäßig getrunken, bis hin zum Kontrollverlust. Und die Trinkerei wird bald sogar noch schlimmer als vor der Abstinenz.

Eine andere Form des Rückfalls ist der „schleichende Rückfall“. Er entsteht meist aus der Überzeugung, wieder mäßig trinken zu können, gemischt mit dem Vorsatz "Später höre ich ja wieder auf". Dabei gelingt ein anfangs nur mäßiges oder gelegentliches Trinken, das aber früher oder später wieder in regelmäßigem und übermäßigem Konsum endet.

In einer seltenen Ausnahmesituation wird einmalig wieder getrunken. Solche Situationen können vom „Zuschütten“ von Problemen bis hin zum verschleierten Selbstmord, von der feucht-fröhlichen Urlaubs-, Faschings- oder sonstigen positiven „Ausnahmesituation“ bis hin zur Einsamkeit, einem der häufigsten Anlässe, reichen. Man kann hier von einem “Ausrutscher'' sprechen, wenn er anschließend aufgearbeitet und bewältigt wird, so dass es bei einem einmaligen "Vorfall." bleibt. Ein solcher Rückfall wird aber nur dann zu einem Vorfall, der sich langfristig stabilisierend und die persönliche Entwicklung positiv beeinflussend auswirkt, wenn man:

Ihn ernst nimmt, obwohl keine Katastrophe daraus geworden ist, ihn als Zeichen interpretiert, dass nicht alle persönlichen Probleme gelöst sind oder Situationen im täglichen Leben nicht angemessen beachtet wurden, sofort Außenstehende hinzuzieht, die einem helfen, dort hinzusehen, wofür man selbst offensichtlich einen „blinden Fleck“ hat ("Das Wort, das Dir hilft, kannst Du nicht selber sagen" heißt es in einem äthiopischen Sprichwort) , alles in den Vordergrund stellt, was zur Abstinenzsicherung beiträgt, also nicht zur Tagesordnung übergeht und das unliebsame dumme Ereignis vergisst.

Entscheidend ist bei allen Rückfall-Verläufen, dass der Betreffende momentan meint, ohne das Suchtmittel nicht auskommen zu können oder zu wollen. Da diese erneute Gier nach Alkohol meistens das Ergebnis einer längeren Kette von Handlungen und Gefühlen ist, sagen wir: Der Rückfall beginnt meist schon lange vorher im Kopf.

 

 

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