Mein Freund du Stummer

 

 

Mein Freund du Stummer

 

Wir trafen uns in dem Augenblick wo ich schwach und verzweifelt war statt mit jemandem vertrautem zu reden ließ ich mich auf eine Beziehung mit dir ein. In meinem ganzen Leben hatte ich mir nie einen Fehltritt geleistet. Plötzlich warst du da ich hatte einen Freund. Von da an wuchs unsere Beziehung von Tag zu Tag, es wurde mehr daraus, ich merkte sehr schnell, dass ich ohne dich nicht mehr zurechtkam.

Du warst immer für mich da zu jeder Tages und Nachtzeit, du nahmst mir meine Probleme, du hast mich stark gemacht.

Mit niemandem ging es mir so gut wie mit dir. Mein Verlobter ahnte wohl schon länger, was aber, wenn ich ihm sagte, da ist nichts, mir geht es gut, glaubte er es mir. Es tat mir auch weh, dass ich ihn so anlügen musste, aber mir blieb keine andere Wahl.

Doch eigentlich hatte ich eine Wahl, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich mich noch nicht entscheiden, mir ging es doch gut mit dir. Du gabst mir das Gefühl im 7. Himmel zu sein, auf rosa Wolken zu schweben und alles zu vergessen. Wenn du bei mir warst, gab es keine Probleme, konnte meine Hausarbeit besser bewältigen und vergaß, was man mir angetan hat. Nur das Problem mit dir war meine Arbeitsstelle. Ich war morgens so unruhig, dass ich Medikamente zum Beruhigen einnahm, dachte den ganzen Tag an dich. Dann kam der Feierabend und mir ging es nicht schnell genug dich wieder in meinen Händen zu halten, da brauchte ich keine Medizin mehr, keine Tabletten, denn jetzt warst du ja wieder bei mir. Irgendwann kriselte es in unserer Beziehung, ich dachte morgens schon auf dem Weg zur Arbeit heute trennst du dich von ihm, aber dann nach Dienstschluss musste ich dich wieder schnell bei mir haben und sagte mir trenne dich morgen von ihm. Am nächsten Tag wieder dasselbe und wieder und wieder. Statt eine Trennung brauchte ich dich immer öfters und immer mehr so das ich gar keinen klaren Gedanken mehr hatte.

 

Dann am 17.8.03 kam unsere endgültige Trennung. Abrupt und von einer Sekunde auf die nächste hatte ich keinen Kontakt mehr mit dir. Mein Verlobter wusste Bescheid, er war entsetzt, konnte es nicht fassen. Er setzte mir die Pistole auf die Brust und sagte entweder du oder er. Ich musste mich entscheiden.

Mir fiel die Entscheidung aber gar nicht so schwer, ich entschied mich für ihn. Ich wollte ein Leben mit ihm und das war nun meine Chance dich endgültig aus meinem Leben zu streichen. Ich bekam eine 2. Chance und diese nutzte ich auch.

 

Der Anfang ohne dich war nicht ganz leicht, ich dachte nur ich schaffe es, ich muss es schaffen, sonst habe ich mich nicht nur von dir getrennt, sondern auch einen Menschen verloren, der mich liebte und dem ich wirklich was bedeutet habe.

Die Wörter Liebe, Gefühl, Geborgenheit und Vertrauen haben sich in den vielen letzten Jahren so weit von mir entfernt, dass ich diese gar nicht mehr an mich heranlassen wollte.

 

Genau wie ich in der Kindheit nur benutzt wurde, ging es doch in der Ehe gleich weiter so. Und dann kamst du, du hast mich auch nur benutzt. Aber nein, was sag, ich, denn da ich habe dich benutzt. Du warst einfach nur schneller als ich, denn du warst schon da egal wohin ich auch ging, ob zum Bäcker, Metzger, ins Lottogeschäft oder zur Tankstelle immer hast du schon darauf gewartet das ich dich mitnahm und genauso kam es dann auch. Eigentlich wollte ich nie jemanden im Auto mitnehmen, aber bei dir machte ich eine Ausnahme nach der anderen.

Tja unsere Trennung ist heute genau 1 ½ Jahre her. Oft dachte ich noch an unsere Zeit, warum musste es so weit kommen, konnten wir nicht wie andere nur Freunde sein, sich hier und da mal begegnen. Warum habe ich nicht offen über meine Probleme geredet? So viele war ums.

 

Heute weiß ich besser über dich Bescheid. Du warst hinterhältig, unfair und gemein. Hast ein mieses Spiel mit mir gespielt, aber weißt du denn nicht du sollst nie ein Spiel ohne den Joker machen. Du wolltest, dass ich abhängig von dir werde. Na ja hast es ja auch fast geschafft, aber du hast nicht mit meinem Joker gerechnet, denn das war meine Willenskraft, meine Stärke und nicht zu vergessen, ein Mensch der trotz allem zu mir halten wollte, nachdem ich ihm das mit dir angetan habe. Du ja du, du bist eine miese Flasche, in dir steckt der Teufel, du versuchst Menschen, die in einer Minute schwach sind in deinen Bann zu ziehen, schade das doch so viele auf dich hereinfallen. Aber es gibt Gott sei Dank auch diejenige, die es schaffen auch, ohne dich auszukommen. Und diese Menschen achte ich, denn sie haben auch das erreicht, was ich erreichte und ich bin stolz darauf.

So mein Lieber stummer Freund dir habe ich meine Freundschaft gekündigt und gib dir bitte keine Mühe dich bei mir wieder einzuschleichen, es ist vergebens. Mein Leben und mein Denken ohne dich ist jetzt klarer und intensiver, ich kann schöne Momente jetzt genießen, es ist einfach wunderbar.

Leb wohl!!!

P.S. Was ist besser als ein Flachmann und ein doller Kopf???  Eine Packung Dickmann und klare Gedanken!!!


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